von Marty Ludischbo und Bertram Rabe
Suchen und finden was uns in den Kram passt?
In den ersten beiden Teilen haben wir besprochen, dass wir die Meinungsvielfalt in einem Blog zunächst sekundär betrachten. Viel wichtiger ist eine ganzheitliche Medienbetrachtung. Im dritten Teil haben wir gefragt, ob wir uns wirklich manipulieren lassen müssen.
Heute fragen wir uns, ob wir uns nicht manipulieren lassen wollen?
Suchen wir wirklich immer Informationen weil wir etwas lernen wollen?
Und lassen wir uns auch mal umstimmen, wenn wir falsch liegen?
Laufen wir nicht vielmehr bewusst unseren Weltanschauungen hinterher und suchen die Argumente, die uns gerade passen?
Suchen und finden was uns im Kram passt!?!
„In den meisten Fällen merken wir gar nicht, wie sehr wir herumtricksen. “ bemerkte Richard David Precht (1)
„Gerade in der Politik sortieren wir (..) alle Argumente stets danach aus, ob sie uns in den Kram passen“ so Precht
Precht wies dabei auf eine Untersuchung von Frans de Wall (Parteienforscher) hin. In einem Fernsehduell zwischen zwei Politikern wirbelten die Zuschauer mit Argumenten und Gegenargumenten so herum, bis sie die Schlussfolgerungen haben, die sie auch haben wollen.
„Precht zitierte de Wall: „Jedermann….. akzeptiert ein emotional verzerrtes Urteil, wenn er ein persönliches Interesse daran hat, wie die Fakten zu interpretieren sind. “ (2)
Und im Internet? Tricksen wir da auch herum?
Der Netzphilosopf David Weinberger glaubt, dass „Netzwerke es besser wissen“
Im Internet lernt man, dass alles, was jemand glaubt, von jemand anderem angezweifelt werden kann. Das zu wissen, ist wirklich wichtig. Alles ist diskutabel. Wissen im Internetzeitalter ähnelt dem Wissen, wie es sich in den vergangenen hundert Jahren für Forscher schon immer dargestellt hat: Es gibt eine Hypothese, an die geglaubt und auf die reagiert wird aber man ist sich bewusst, dass man sich irren kann. (3)
Das setzt aber vorraus, dass mit der anderen Meinung kommuniziert wird.
Netzaktivist Eli Pariser warnt z.B vor einer Filter-Blase: (Filter-Bubble)
„Ich stellte irgendwann fest, dass Facebook mir vor allem Beiträge von Freunden zeigten, die politisch meiner Meinung waren. Facebook hatte einfach gemerkt, dass ich mit meinen politischen Freunden mehr interagiere. Die Beiträge der anderen tauchten kaum noch auf, obwohl ich gerade von ihnen Neues erfahren wollte.“ (4)
Wir ergänzen:
Viele Communitys in Sozialen Netzwerken sind teilweise in sich verschlossen. Es kommunizieren homgene Menschen, die sich kennen und oft grundsätzlich einheitliche Meinungen oder Interessen haben. Es entstehen außer klein u. kleinst Diskussionen auch oft leider keine Diskussionen oder inhaltliche Auseinandersetzungen mit der „anderen Meinung“ oder die „andere Sichtweise“.
Nicht, weil sie sie ablehnen oder nicht hören wollen, sondern weil sie diese in der „Filter-Blase“ nicht hören können…
Machen wir uns nichts vor. In diese Falle (wenn es überhaupt eine Falle ist?) treten wir als Medienaktive und Medienkonsumenten ständig hinein, ob wir es wollen oder nicht. Mal mehr, mal weniger.
Und gerade dann, wenn es um Wirtschaft und somit um unsere eigenen wirtschaftlichen Interessen geht, sind wir, fast schon logisch, emotional gebändigt. Erst recht wenn es womöglich um die eigene Existenz geht.
Mit diesen Störgefühlen aus widersprüchlichen Wünschen und Absichten bewerten wir Informationen und suchen neue Informationen im Dschungel der Vielfalt.
Nicht selten treten viele wegen Überforderung den Rückzug an.
Wahrscheinlich wissen das auch die Meinungsmacher aus den politischen PR-Abteilungen und nutzen das gnadenlos aus.
Und was bedeutet das für die Meinungsvielfalt in Blogs?
Ein Blog ist meistens auch immer ein Netzwerk. Einige Blogger sind, wie wir, Mitglied in einem Netzwerk. Die Netzschau z.B filtert auch. Das ist unser Konzept.
Und wir sind schon gar nicht meinungsneutral.
Wir haben eine klare Position und sehen uns selber als „progressives“ Blogprojekt. Und natürlich suchen und finden auch wir, was uns im Kram passt. Und natürlich ist deshalb die Gefahr einer Filter-Blase immer gegenwärtig. Auch bei uns! Selbskritik ist angebracht!
Aber wir verlinken auch andere Meinungen. Mal, weil wir uns kritisch mit der „anderen Meinung“ auseinandersetzten. mal einfach nur so und mal weil wir lästern über die „andere Meinung“. Aber wir bemühen uns nicht allzu rechthaberisch zu sein. Wir sind keine Journalisten, sondern wollen einfach nur suchen und finden… und die Ergebnisse teilen und diskutieren. Hier auf unserer dieser kleinen privaten Ebene. Sachlich und fair. Wir, die Netzschau, irgendwo zu Hause in der weiten Wüste des Netzes.
Wollen wir, wollen Sie, wollt Ihr Meinungs und Wissensaustauch oder Propaganda?
Wollen die, die da im Netz schreiben, Meinungs und Wissensaustausch? Oder ist das einfach nur Propaganda und Kampagne?
Das zu erkennen ist die Kunst. Bloß nicht heimisch werden in der Filter-Blase.
Je mehr wir bewusst hinschauen und uns selber hinterfragen, desto umsichtiger und kompetenter surfen wir durch die Informationswelten des Internets.
Die Informatioswüste Internet. Da kann man doch unbemerkt auch mal Fakten einfache weglassen!…
Dazu mehr in Teil 5 – fortsetzung folgt-
Quellen
(1) Precht Die Kunst kein Egoist zu sein (Seite 299)
(2) Precht Die Kunst kein Egoist zu sein (Seite 300)
(3) Netzwerke wissen es mehr – tazmedien 07.08.2012
(4) „Konzerne geben vor was wir sehen“ (10.02.2012 sonntaz.de)
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